Jagdbericht 30. Herbstschleppjagd HuL Marbach, 10.10.2020

Am Samstag, 10. Oktober feierten wir bei echtem Jagdwetter die 30. Herbstschleppjagd im Haupt- und Landgestüt Marbach. Um die 35 Jagdreiter trotzten dem widrigen Wetter und wurden mit einer unvergesslichen Jagd über das wunderschöne Gelände des Gestüts belohnt.
Schnelle, spurlaute Hunde, anspruchsvolle Schleppen in wunderschöner Landschaft mit vielen Hindernissen…. jetzt mit Bildern von RJ Fotograf Thomas Hartig

Marbach, immer eine Reise wert!

Bilder von Thomas Hartig (TOMsPiC – equistock.de) Link zu allen TOMsPiC Bildern…

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Bericht über die Schleppjagd auf dem Haupt- und Landgestüt Marbach am 10.10.2020

von Gregor Nietgen

Hätte Gott nicht das Gelände um das seit über 500 Jahren bestehende Haupt- und Landgestüt in Marbach erschaffen, so hätten es die Jagdreiter erfinden müssen. Die schönste und ursprünglichste aller Jagden im Süden Deutschlands, und dies ist unter anderem meine persönliche Meinung, findet jedes Jahr mit der Hardtmeute auf dem über 1.200 Hektar weiten Gelände in Marbach statt, auf dem schon seit dem 11. Jahrhundert die Herzöge von Württemberg zur Jagd einluden.

Bereits die Anreise ist ein Eintreten in eine andere, ruhigere und versunkene Welt. Eine Welt, die eigentlich nicht mehr in diese, leider oft hektische Gegenwart gehört, jedoch Gott sei Dank noch vorhanden ist. Fährt man nach Marbach auf die Schwäbische Alb so bemerkt man bald, dass die Straßen ruhiger und kleiner werden. Die Wälder werden größer und dichter und die Wiesen der Alb erscheinen dem mit dem Pferdeanhänger Anreisenden immer größer werdend. Die Freude wächst, bald in diesen Weiten reiten zu können.

So war es auch am letzten Samstag, als glücklicherweise Petrus ein Einsehen hatte und uns mit idealen acht Grad Celsius, schützender Wolkendecke und leichten Schauern ein ideales Jagdwetter bescherte. Ideal deswegen, da durch die Abwesenheit der Sonne, dem vorhandenen leichten Regen und die kühlen Temperaturen ideale Bedingungen für die Jagdhunde geschaffen wurden. Ideal, da sich beim Stelldichein mit immerhin 35 Reitern diejenigen eingestellt hatten, denen die Schleppjagd ganz eng am Herzen liegt. Ideal auch deswegen, da sich uns eine Jahrhunderte alte Kulturlandschaft in ihrer leeren und ursprünglichen Form eröffnete, in prächtigem herbstlichen Gold, die Bäume schon den Winter ankündigend, nur denen zugänglich, die an diesem Tag bereit waren, in leiser Zurückhaltung sich mit der sie umgebenden Natur einzulassen. Nebelbänke schwebten über den Niederungen und die Wolken ließen dünnen Regen herab, der, zugestandenermaßen, den Boden mit einer sportlichen Schwere belegte, so dass vor allem die Pferde durch mehr Leistung gefordert waren, um durch diesen tiefen Boden ihr Ziel zu erreichen und vermehrt Kraft aufwenden mussten, damit sie es über die harmonisch aufgestellten Geländesprünge schafften.

Im historischen Gestütshof wurde die Reiter und die Equipage zunächst durch die Landoberstallmeisterin und Jagdherrschaft, Frau Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, sowie den Jagdherren, Herrn Dr. Dieter Förschler, begrüßt. Viele interessierte Zuschauer waren mit angereist und bei Getränken und Häppchen konnten sich alle auf die anstehende Jagd einstimmen, wohl bewusst, dass dies nicht einer der Kaiserwettertage des Jahres sein würde, sondern dass heute die Enthusiasten bei Kühle und Nässe unter sich waren. Und was wäre dieses Erlebnis ohne die Jagdhornbläser Heimsheim gewesen, die dem visuellen und emotionalen Zauber dieses Tages durch die Klänge ihrer Jagdhörner, dem Hin- und Herspiel der Signale, uns zusätzlich die akustische Vollendung bescherten und uns alle in die Jahre hinein verzauberten, als noch keine elektronischen Verstärker die Menschen mit der für diese komponierten toten Musik traktierten.

Mit Andrea Wiehn, Master of Hounds, und Gerd Klapschus, Ehrenmaster der Hardtmeute, waren die Anglo Tricolore Française Hunde der Hardtmeute mit sieben Koppeln aus der Pfalz angereist, die alle in bester Kondition angesichts des anspruchsvollen Geländes und der angenehmen Witterung waren. Nach dem Stelldichein vor dem Gestütsgelände wurden insgesamt sechs Schleppen über das traumhaft hügelige Gelände geritten, gelegt von Hauptsattelmeister Rolf Eberhardt. Wir ritten dann, gefolgt von einer überschaubaren Fahrzeugkolonne aus Helfenden und Interessierten auf diesen Schleppen, die bei etwas tieferem Boden über die entspannenden Weiten der Schwäbisch Alb führten, vorbei an Rehen und Füchsen, irritiert durch die plötzliche Dynamik in ihren ruhigen Revieren. Vorbei an goldgelben Wäldern und überschauend die mit Nebel verhangenen Niederungen. Nach den ersten zwei Schleppen gingen auch die Reiter dampfend mit ihren Pferden im feuchten Herbstwetter der sie umgebenden Waldlandschaft auf. Die Pferde, anfangs aufgeregt und voller Drang nach Vorne zu kommen, wurden, auch durch den etwas fordernden Boden, ruhiger. Die sehr schön platzierten Sprünge boten ausreichend Gelegenheit für  sportliche Springleistungen.

Bei einigen schlammigen Passagen musste auch das Äußere der Reiter etwas durch Nässe und Schlamm leiden, jedoch war dies allemal besser, als durch Sonnenbrand geplagt zu werden. Wie einer der Mitreitenden bemerkte: „Heute staubt es wenigsten nicht!“  Geritten wurde in angenehmen Tempo und in großer Disziplin in zwei Feldern und nach der dritten Schleppe haben die gut aufgewärmten und etwas durchfeuchteten Reiter und Pferde dann ihre Rast am Biberteich eingelegt.

Hier wurde eine Stärkung gereicht. Auch die Gäste waren froh, sich bei einem kleinen Imbiss und im Gespräch etwas zu erwärmen, bevor Meute und Jäger sich für die letzten drei anspruchsvollen Schleppen verabschiedeten, vorbei an Herden des Marbacher Zuchtnachwuches; auch ihre Ruhe auf den Weiden wurde durch uns, wohl angenehm, kurz unterbrochen. Nach einer schwungvollen letzten Schleppe durch den Eichelesgarten war dann am oberen Ende des berühmten Vielseitigkeitsparcours das Halali aller Teilnehmer bevor in ruhigem Schritt über das Gestütsgelände und durch den Gestütshof erneut der lauschige Sammelort an der Lauter erreicht wurde, an dem die Hunde ihr Curée erhielten. 

An diesem Tag haben wir alle, denn es gab glücklicherweise keine verletzten Pferde oder Reiter, eine große Zufriedenheit und Glück erfahren. Glück darüber in solch einer in sich ruhenden Tradition mit den Elementen und einer ursprünglichen Freiheit verwurzelt zu sein. Glück darüber, den Pferden ihr natürlichstes Verlangen zu überlassen, das freie Laufen in einer Herde, und Glück darüber in Ruhe und Ausgeglichenheit ohne große Worte, stillschweigend mit unseren Pferden in der Natur die hektischen Aspekte unseres Alltagslebens ein wenig vergessen zu können. Es war einer dieser Tagen an den wir uns immer gerne, vielleicht auch in den letzten Stunden unseres Lebens, zurück erinnern werden. Dafür dankbar sollten wir vor allem unseren Pferden sein, die noch viel mehr ein Teil dieser Natürlichkeit sind als wir Reiter und die uns an solchen Tagen mehr lehren als wir ihnen jemals beibringen können.

 

Collagen von Hagen Kälberer, Equihero

 


Erste Bilder von Judith Fiedler Link ..


Bilder von Hans-Walter Roth


Video Eindrücke der Jagd von Familie Mönch.