10.10. Herbstschleppjagd HuL Marbach

Hirschhund-Geläut über historischem Geläuf

Für eine Jagd knapp 500 Kilometer fahren – via A 3, A 5 und A 8, die zeitweise größten Parkplätze der Republik, an einem Freitag und Sonntag wieder zurück –  das scheint schon etwas verstrahlt…. Aber der Schein trügt! Gleich nach Verlassen der A 8 bei Filderstadt in Richtung Bad Urach steigt schwäbische Gelassenheit zu und stellt die Rückenlehne auf „entspannt“, und beim Einstieg in die Schwäbische Alb mit dem Ziel Haupt- und Landgestüt Marbach/Lauter blinkt das Navi „Vorfreude“. Das Herbstlaub bietet das gesamte Farbenspektrum – mehr geht nirgends.

 

Sein 500jähriges Jubiläum hat dieses Kleinod der Pferdezucht in 2014 gefeiert, die jährlichen Hengstparaden sind eben absolviert, und nun wird zur 25. Herbstjagd geblasen; MH Gerd Klapschus wird seine Grand Anglo Francais, die Hardt – Meute Badischer Schleppjagdverein vorstellen.

Am Samstag Vormittag sind es zunächst reguläre Besucher, die das Gestüt erkunden, aber gegen Mittag dominieren Transporter die Auffahrt, und rote, blaue und grüne Röcke beleben den Gestütshof rund um die Brunnentränke. Nach den Auftaktsignalen der Jagdhornbläser Heimsheim begrüßten Dr. Dieter Förschler als 2. Vorsitzender der Meute und Dr. Astrid von Velsen als gestütsleitende Hausherrin die Jagdgesellschaft; anschließend Satteln – Aufsitzen – Stelldichein.

Es dürften etwa 60 Reiter gewesen sein, denen der Master 9 ½ gemischte Koppeln präsentierte, darunter einige Junghunde. Die Schrittpassage zum ersten Anlegen wurde aufgelockert durch einen kurzen Trab über Teer, und dann wurde es wahrhaftig rasant.

Das Marbacher Gelände ist gekennzeichnet von weiten waldumsäumten Wiesenflächen mit unterschiedlichen Steigungen und Neigungen und einem Geläuf, das extra für lange Galopps im hohen Tempo geschaffen wurde. Fährtenleger Rolf Eberhardt, im Alltag Hauptsattelmeister und Leiter der Landesreitschule, wusste dieses Eldorado allerbestens zu nutzen und sechs herrliche Schleppen über insgesamt ca 16 km waren ein echter jagdreiterlicher Hochgenuss.

Die Hunde liefen weitestgehend geschlossen und spurlaut, und dass bei dem einen oder anderen Youngster gegen Ende die Kräfte etwas nachließen, ist schlicht dem durchwegs sehr hohen Tempo über längeres Bergauf geschuldet; insgesamt hat die Meute absolut überzeugt, vor allem aber in Speed und Kondition. Und die Jagd an sich besticht durch die genannten optimalen Boden- und hinsichtlich Kondition anspruchsvollen Geländebedingungen, die auch immer wieder über lange Passagen den Blick auf das jagende Pack freigeben.

Das Halali sah dann auch durchwegs glücklich – zufriedene Gesichter, wobei der vergleichsweise hohe Anteil junger Teilnehmer ausdrücklich erwähnenswert ist. Beim Heimritt zum Gestüt, vorbei an der Grabstelle des für Marbach so prägenden Trakehners Julmond, konnten dann auch noch die Junghengste begutachtet werden mit dem Ergebnis, dass auch auf dieser Seite der jagdliche Nachwuchs buchstäblich mit den Hufen scharrt.

Nach Curée und Bruchverteilung endete dieser formidable und unfallfreie Jagdtag im Gestütsgasthof und die staufreie sonntägliche Heimfahrt mit der Erkenntnis, dass ein Trainingsurlaub im Biosphärengebiet Schwäbische Alb vielleicht keine schlechte Idee wäre. Was für Michael Jungs Cracks gut ist, kann für Hunter auch nicht schlecht sein…! Und Dirk Schrade kommt ebenfalls hier her.


Text: Dr. Harald Mayer und Fotos: Emília Horpácsi.
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